Montag, 07 Mai 2018 09:00

Snooker – ein frustrierend schönes Spiel - Sport aus Neumarkt - Nachrichten - Mittelbayerische

Snooker

Alle Augen sind auf die WM gerichtet, auch beim BC 93 Neumarkt. Am Sonntag durften die Neumarkter selbst Erfolge feiern. Von Thorsten Drenkard

Die Snookerspieler beim BC 93 Neumarkt
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Neumarkt.Die Sache mit dem Snooker ist keine einfache. Scheinbar nichts, was mit dieser anspruchsvollen Variante des Billard zu tun hat, ist mal so eben auf die Schnelle erledigt oder gar auf einen simplen Nenner zusammengefasst.

Snooker ist komplex, seine ruhige, entschleunigte Art ist in gewisser Weise anachronistisch und mit Ronnie O‘Sullivan hat dieser Gentlemen‘s Sport einen weltbekannten Star, der mit vornehmem Verhalten so viel zu tun hat wie die flegelhaften Gallagher-Brüder der Popband Oasis.

Ronnie O’Sullivan ist der Star

Wer sich im Snooker versucht, der muss sich nicht nur bestens konzentrieren und präzise mit dem Queue umgehen können, der braucht auch ein ausgeprägtes spieltaktisches Verständnis. Vor allem aber braucht er viel Geduld. Sehr viel Geduld, wie aktuell im Live-TV (Eurosport) zu bestaunen, wo die Weltbesten dieses Sports in Sheffield um die WM-Krone spielen.

Ronnie O’Sullivan ist der Star im Snooker. Foto: Craig Brough/XinHua/dpa Ronnie O’Sullivan ist der Star im Snooker. Foto: Craig Brough/XinHua/dpa

Auch Stefan Aumeier vom BC 93 Neumarkt schaut den O‘Sullivans, Higgins‘ oder Hawkins‘ nur zu gerne vor dem Bildschirm bei ihrer exzellenten Arbeit am Snookertisch zu. Denn er weiß aus langjähriger Erfahrung nur zu gut: „Das Frustpotenzial im Snooker ist sehr hoch“, sagt der 32-Jährige und wirkt dabei so gar nicht frustriert.

Hier sehen Sie ein Video mit Snookerspielern des BC 93 Neumarkt:

Ein Sport zwischen Faszination und Frust

Stattdessen stößt er mit seinem Queue einen weißen auf einen pinken Ball, batsch! Die Kugel rollt quer über einen, mit grünem Tuch bezogenen Tisch und plumpst beinahe geräuschlos in eine Tasche am Kopfende des Spieltisches. Aumeier schweigt und ist zufrieden.

Bis sich im Snooker die ersten Erfolge einstellen und die Bälle in schöner Regelmäßigkeit versenkt werden wie beim 32-jährigen Neumarkter, dauert es seine Zeit – Stichwort: „Geduld!“

Weil das Spiel, bei dem 15 rote und sechs andersfarbige Bälle versenkt werden wollen, aber ausgesprochen facettenreich, zudem extrem herausfordernd und obendrein spannend ist, lohne es sich auf jeden Fall, am Spielball zu bleiben. Davon ist Stefan Aumeier felsenfest überzeugt.

Snooker – ein frustrierend schönes Spiel - Sport aus Neumarkt - Nachrichten - Mittelbayerische Der Iraker Mustafa Al-Zurgany lernte in seiner Heimat das Snookerspiel. Beim BC 93 Neumarkt spielt er seit einem Jahr.

„Snooker ist ein unheimlich faszinierendes Spiel“, schwärmt er und bugsiert den nächsten Ball in die Tasche, plumps! „Es geht darum, voraus zu denken, die Kontrolle zu behalten – über das Spiel, über sich selbst“, erklärt Aumeier, der seit 2005 Snooker spielt und auch abseits des Spieltisches überlegt und ruhig seine Antworten gibt.

Weil es sich letztlich um zwei Varianten desselben Sports handelt, kommen viele Snookerspieler vom Poolbillard und betreiben beides. So wie Robert Dütsch und Randolph Konrad, die beide für die Snookerteams des BC 93 Neumarkt in der Bezirksliga einlochen.

Der 45-jährige Dütsch, bis vor einem Jahr ein reiner Poolspieler, weiß: „Anfangs ist man von den Snookerspielern zunächst leicht belächelt worden, weil man vom Poolbillard kommt.“ Das habe sich schnell geändert – denn: Wer gut Poolbillard spielt, der finde sich auch auf dem vergleichsweise größeren Snookertisch zurecht, sagt Dütsch und knallt einen blauen Ball in eine Mitteltasche des Spieltischs, wusch!

Stefan Aumeier ist in der Bezirksliga A Nord II bester Einzelspieler. Stefan Aumeier ist in der Bezirksliga A Nord II bester Einzelspieler.

Die blanken Zahlen bestätigen die Aussagen des 1,97 Meter großen Billardspielers: Beide Neumarkter Snookerteams schafften an diesem Sonntag in ihren jeweils letzten Saisonspielen den Aufstieg in die Verbandsliga. Ein schöner Erfolg für die insgesamt zehn Snookerspieler aus Neumarkt. Doch damit nicht genug.

Selbstbewusst wirft Aumeier in den Raum: „Wir wollen im nächsten Jahr gleich in die Bayernliga durchmarschieren.“ Man brauche schließlich ambitionierte Ziele. Es kracht, ein gelber Ball touchiert die Ecke einer Tasche und rollt zurück auf den Tisch – daneben. Aumeier verzieht kurz das Gesicht, sagt nichts. Ruhig bleiben, die Kontrolle bewahren, Geduld haben – das ist schließlich Snooker, dieses frustrierend-wunderbare Spiel.

Wissenswertes rund um Snooker:

Rund um Snooker

  • Als Break bezeichnet

    man beim Snooker eine Serie von Punkten, die ein Spieler durchgehend ohne Foul spielt. Ein Break ab 100 Punkten nennt man Century Break.

  • Das maximal mögliche

    Break liegt bei 147 Punkten. Dazu muss zu jedem roten immer auch der schwarze Ball eingelocht werden. Im Anschluss müssen noch alle farbigen Bälle in der richtigen Reihenfolge versenkt werden.

  • Das schnellste Maximum Break

    während eines Turniers gelang Ronnie O‘Sullivan 1997 in fünf Minuten und acht Sekunden.

BC-Vereinsgründer Randolph Konrad kennt die Unterschiede zwischen Poolbillard, in dem er eigentlich daheim ist, und Snooker bestens. „Poolbillard ist viel schneller, beim Snooker wird mehr auf Sicherheit gespielt“. Spricht‘s und jagt eine rote Kugel krachend in die Tasche. Der 64-Jährige ist eher der risikofreudige Spielertyp.

Beim Snooker geht es zu einem beträchtlichen Teil darum, dem Gegner einen aussichtsreichen Stoß zu verbauen, die Bälle zu versperren, daher der Name „Snooker“. Vereinsvorsitzender Stefan Korba (35 Jahre) sieht im Snooker „eine filigranere Variante des Poolbillard“. Das Spiel ist komplexer, strategischer, oder, wie Aumeier findet: „Snooker ist mehr Schach als Poolbillard.“

„Snooker ist mehr Schach als Poolbillard.“

Stefan Aumeier vom BC 93 Neumarkt

Knapp sechs Monate dauere es, bis Spieler die Snookerregeln so verinnerlicht hätten, dass ein problemfreies Spiel möglich sei, so Aumeier, der dreimal wöchentlich zwischen drei und fünf Stunden am Snookertisch steht.

Das Paradoxe am Snooker ist, dass der Sport hierzulande bis zu einer Million Menschen vor die Bildschirme lockt, die Leute aber kaum zu den Queues greifen (es gibt nur rund 4000 Vereinsspieler im Land). Snooker ist eine Randsportart mit vergleichsweise guter TV-Präsenz, wie kommt‘s?

Snooker – ein frustrierend schönes Spiel - Sport aus Neumarkt - Nachrichten - Mittelbayerische Die Snookerspieler Mustafa Al-Zurgany (v. l.), Stefan Aumeier, Robert Dütsch und Randolph Konrad vom BC 93 Neumarkt haben es stets auf den Ball abgesehen. Fotos: Drenkard

Robert Dütsch: „Viele Eltern halten Billard leider immer noch für einen Kneipensport und schicken deshalb ihre Kinder nicht in die Vereine.“ Ein verzerrtes Schmuddelbild, wie die Neumarkter Billardspieler – rund 55 Mitglieder zählt der BC – unisono versichern. Im 300 Quadratmeter großen Vereinsdomizil im Moosweg herrscht bei Spielen striktes Alkoholverbot, gequalmt wird in den drei Räume, in denen neun Tische (zwei Snooker-, fünf Pooltische sowie ein Karamboltisch) stehen, auch nicht, so Konrad.

Nicht zuletzt auch durch die fesche Spielkleidung mit Hemd, Weste und Stoffhose (zumindest im Profibereich) solle Vorurteilen ihrem Sport gegenüber optisch entgegengetreten werden, sagt Konrad. Mit seinen Teamkollegen muss er auf Bezirksligaebene wenigstens mit Kragenhemd samt Vereinsemblem, dunkler Hose und schwarzen Schuhen zu den Spielen antreten.

„Das Frustpotenzial im Snooker ist sehr hoch.“

Stefan Aumeier vom BC 93 Neumarkt

Dass Snooker einen ähnlichen Boom wie Darts durch das TV erfahren könnte, daran wollen zumindest Dütsch und Konrad nicht so recht glauben. Aumeier hingegen hegt die Hoffnung, dass durch junge Deutsche Top-Spieler wie Lukas Kleckers (21) oder Simon Lichtenberg (20) mehr Einheimische die Lust am Snooker entdeckten.

Wohin die Reise hierzulande gehen wird, muss abgewartet werden. Aber hey, das ist Snooker. Da braucht es vor allem eines – viel Geduld.

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